Trockener Mund durch E-Zigarette?
Schon öfter war in diversen Berichten davon zu lesen, dass manche Nutzer von E-Zigaretten über eine ausgeprägte Mundtrockenheit klagen. Häufig wird daraus in bestimmten Kreisen bereits wieder die Frage aufgeworfen, ob die E-Zigarette gesundheitsschädlich sei. So führe die trockene Mundschleimhaut zu einer erhöhten Infektanfälligkeit (was bei trockener Heizungsluft im Übrigen nicht anders ist). Doch wie so vieles wird auch dieses Thema oft nicht mit der erforderlichen Sorgfalt behandelt. Denn meistens verbergen sich hinter der Mundtrockenheit keineswegs angebliche Unverträglichkeiten oder andere Nebenwirkungen der „bösen“ E-Zigarette, sondern schlicht und einfach physikalische Gegebenheiten, denen jeder Mensch unterliegt.
Hygroskopische Wirkung
Besonders zu Beginn wird das Phänomen beschrieben, dass der Mund sich deutlich trockener anfühlt als gewöhnlich. Das lässt sich dadurch erklären, dass die Liquids in der Regel Propylenglycol enthalten. Insgesamt besteht das Liquid meist aus diesem PG, dem VG (Glycerin), Wasser sowie ggf. Nikotin. Der typische Geschmack eines Liquids wird über das PG transportiert. Das VG hingegen sorgt für den eigentlichen Dampf. Nun wirkt PG hygroskopisch, es bindet also Wasser. Das ist zunächst nichts Schlimmes, denn das ist derselbe Effekt, den viele andere Stoffe auch haben. So bindet Salz zum Beispiel ebenfalls Wasser, weswegen man Fleisch auch nicht zu lange vor dem Braten salzen soll, um es nicht auszutrocknen.
Beim Pökeln hingegen ist genau dieser Effekt es, der das Pökelgut lange haltbar macht (eben durch den Wasserentzug). Natürlich möchte sich niemand mit dem Dampfen einer E-Zigarette pökeln, aber es erklärt den physikalischen Vorgang einfach anschaulicher, wenngleich die Ausgeprägtheit des Effekts durch die geringen Mengen des PG nicht vergleichbar sind. Dass es überhaupt einen spürbaren Effekt gibt, ist vermutlich auf die Intensität des Dampfens sowie die Dauer des Dampfens zurückzuführen. Gerade Anfänger übertreiben es hier häufig und lernen erst mit der Zeit, wie sie mit der E-Zigarette genau umgehen sollen. Erfahrung ist also nicht unwichtig. So sind sie als Umsteiger von der Tabakzigarette her gewohnt, dass man die Zigarette „zu Ende“ raucht. Bei der E-Zigarette ist dies in der Regel aber nicht der Fall, da eine Füllung Liquid deutlich länger hält als eine normale Zigarette. Daher sollte die Dauer der jeweiligen Konsumeinheit nicht länger sein als das Rauchen einer herkömmlichen Zigarette dauern würde.
Einsteiger übertreiben es manchmal
Aber auch die Intensität des Dampfens ist speziell zu Beginn eine andere als beim herkömmlichen Rauchen. Aus Gewohnheit ziehen viele Neu-Dampfer viel zu stark und intensiv an der E-Zigarette, wissen aber nicht, dass das Liquid beim Dampfen seine Wirkung viel effizienter entfalten kann als der Zigarettenrauch es vermag. Das wirkt sich sowohl auf den etwaigen Nikotinkonsum aus als auch auf das möglicherweise auftretende Phänomen der Mundtrockenheit. Zurück zum Propylenglykol: Da dieses hygroskopisch wirkt, bindet es die Feuchtigkeit der Mundhöhle im Dampf und der Nutzer atmet sie mit aus. Dadurch kann es nach längerer Zeit insgesamt zu einer Austrocknung der Schleimhäute kommen, da nicht ausreichend Speichel gebildet wird, um den Verlust auszugleichen. Als Folge spürt man eine Trockenheit im Mund, wie man sie auch nach der Anwendung anderer Substanzen (z.B. starker Erkältungsöle auf Mentholbasis) oder einem langen Redebeitrag verspürt. Wenngleich Mundtrockenheit bestimmt nicht angenehm ist, ist sie auch nicht dramatisch. Denn es lässt sich durchaus etwas dagegen tun.
Nehmen Sie genug Wasser zu sich?
Ob ein Dampfer überhaupt die hygroskopische Wirkung des PG verspürt, ist zudem eine individuelle Sache – manche Leute reagieren empfindlicher auf diesen Effekt als andere. Häufig liegt es auch daran, dass viele Menschen generell ein Flüssigkeitsdefizit aufweisen und schlicht nicht genug trinken. Insofern ist die Mundtrockenheit sogar eine Erinnerung daran, dass man regelmäßig und ausreichend Wasser aufnehmen muss. Ärzte empfehlen bis zu 1,5 Liter pro Tag für gesunde Erwachsene als Mindestwert. Liegt die Wasseraufnahme darunter und verspürt man die Mundtrockenheit beim Dampfen der E-Zigarette, kann die zusätzliche Flüssigkeitsaufnahme häufig bereits Abhilfe schaffen.
Tritt der Effekt trotz ausreichender Wasserzufuhr auf, kann ein leichtes Verdünnen der Liquids helfen. Hierfür sollte destilliertes Wasser verwendet werden. Als Faustregel kann man etwa einen halben Milliliter Wasser auf 10 Milliliter Liquid rechnen. Dies lässt sich am besten mit einer kleinen Spritze handhaben, wie sie etwa für Insulin verwendet wird. Mit ihr lässt sich das Wasser direkt in die Liquidflasche geben. Anschließendes Schütteln und mehrminütiges Warten sorgen für die richtige Verteilung von Wasser und Liquid in der Flasche. Durch diese Prozedur senkt man den prozentualen Anteil von PG etwas ab und reduziert den hygroskopischen Effekt, ohne die anderen Eigenschaften des Liquid maßgeblich zu verändern.
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